Sonntag, 6. Mai 2012

Hwangho und das Hanhai







 Von Süd nach Nord fortschreitend haben wir den streckenweise aus Silurischem Kalk bestehenden Minschan, den Dsunmolun, Hsikingschan, Dschupar,  Ulan, in welchen devonische Schiefer-, und Kalkklippenreihen angetroffen werden. So wie mehrere, weiter nördlich gelegene Ketten, welche im Dschachar eine Höhe von 4970 erreichen.  
Unter 36° N und 104 bis 105°O treten an den nördlichsten von diesen Kämmen die von NW nach SO auslaufenden, südöstlichen, vom Hwangho abgeschnittenen  Endteile des Malingschan und des Richthofengebirges heran. Nach Osten setzen sich die Ketten des Kwenlünsüdastes im Peling und Tsinlingschan fort. 
Das Hanhai 
Nördlich von dem die erhöhte Nordkante des tibetanischen Plateaus darstellenden Kwenlün breitet sich ein großes Becken aus, welches im Westen bis zum Kaschgargebirge, im Nordwesten bis zum südwestlichen teil der zentralasiatischen Kettenkolonne Tienschan-Sajan, im Norden bis zu den Jablonowyi und im Osten bis zum großen Chingan-, und Wutaischangebirge reicht. Von Nordwesten ragen die nördlichen Teile des Tienschan und Altai ziehmlich weit in diese Depression hinein.


 In der Mitte und im Südosten wird sie von einigen , weniger bedeutenden Bergketten durchsetzt. der Boden des Beckens ist ziemlich flach und liegt 400 bis 1500 m über dem Meer.
Die Chinesen nennen dieses Becken Hanhai, zu deutsch: " Ausgetrocknetes Meer", und zu recht, denn es stellt den Boden eines Meeres oder großen Binnensees dar, welches zur Teritärzeit bestand und seither abgeflossen, bzw. ausgetrocknet ist. Dieses zentralasiatische Meer war durchschnittlich etwa 1500 m tief, in W-O Richtung 3700 km lang meridional im Westen 700, im Osten 2000 km breit. Es glich im Bezug auf Lage und Gestalt dem heutigen, zwischen Europa und Afrika liegendem Mittelmeer und wie bei diesem ragten auch bei jenem von Norden her lange Halbinseln, Italien und Griechenland vergleichbar, weit in dasselbe hinein. Der nordöstliche Teil dieses Beckens ist seither durch den Amur, welcher sich einen Weg zwischen dem Jablonowyi-,und Chingangebirge gebahnt hat, mit dem Pazifik in Verbindung gesetzt worden. Ebenso der südöstliche Teil durch den Hwangho, welcher sich ein Tor zwischen dem Wutaischan und dem Tsinlingschan geöffnet hat. Auch im Norden sind kleine Teile des Hanhai in die Stromgebiete der nördlichen Eismeerflüsse einbezogen worden. Alles übrige, der weitaus größere Teil des Beckens, steht mit dem Meer in keinem Zusammenhang. In dem mittleren, durch das weite Vortreten des Tienschan-Ostendes stark eingeengten teil der Hanhai-Depression erhebt sich eine Reihe von Bergketten, das System des Beisangebirges, durch welches das Hanhai in zwei Abschnitte, dem westlichen Tarim-,und dem östlichen Schamobecken zerlegt wird. Das Tarimbecken nimmt das schmale Westende des Hanhai ein, es ist etwa 2000 km lang und bis 700 km breit, hat eine Ausdehnung von ungefähr 3/4 Millionen Quadratkilometer und erscheint als eine nach Osten abdachende , 790 bis 1400 m über dem Meer gelegene Ebene. Am Rande des Beckens breiten sich wiederholt die Schüttkegel von den umliegenden Bergen herabkommenden Ströme und Bäche aus. Diese bestehen aus vollkommenen pflanzenlosem, kahlem Geröll und bilden zusammen einen sterilen Gürtel am Saume der Ebene. Innerhalb befinden sich flachere, lehmige fluviatile Ablagerungen, welche fruchtbar und hinreichend bewässert sind. Auf diesen gedeiht eine ziemlich reiche Vegetation, und  beträchtliche Strecken sind kultiviert: ein Gürtel besiedelter Oasen schließt sich innen an den Geröllgürtel an. 
Im Westen, wo die wasserreichsten Ströme in das Tarimbecken eintreten, ist dieser Oasengürtel breit und ununterbrochen; nach Osten hin wird er immer schmäler und ausgedehntere, öde Flächen unterbrechen das Kulturland.  

Gegen das innere des Beckens hin, und zwar an der Linie, wo die Gebirgsgewässer versiegen, geht dieses fruchtbare Land sehr unvermittelt in jene pflanzenlose Sandwüste über, welche den größten Teil des Inneren Tarimbeckens einnimmt. An der Innengrenze des Oasengürtels finden sich, als äußerste Vorposten gegen die Wüste hin, Gruppen von Tamarisken, welche zwischen ihren Stämmchen den Staub abfangen und so kleine Hügel bilden, aus denen sie dann oben hervorwachsen. Nitaria und Lycium ruthenicum siedeln sich auf diesen Hügeln an, die, ganz durchsetzt von den Stämmchen, Ästen und Wurzeln der Tamarisken, den Wüstenstürmen trotzend. In der Nähe der wenigen das Becken durchströmenden Flüsse finden sich Wälder, 
die zumeist aus Pappeln ( Populs balsamifera) und Weiden bestehen. Diese Bäume zeichnen sich durch ihr dichtes, bis zum Boden herabreichendes Geäst aus. Die sumpfigen Stellen an den Flüssen selbst sind mit Schilf bedeckt. Von jenen Oasenrandgürtel und die Flüsse begleitenden Waldstreifen abgesehen ist das Tarimbecken eine Sandwüste. 






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