Chinesische Teezeremonie
Der Chinese gibt ebenfalls einen Beweis übermenschlicher Geduld ab,wenn der unvermeidliche Tee in kleinen Schalen serviert wird.
Auf die Aufforderung des Hausherrn hin greift jeder nach seiner Schale, mit Ausnahme des Ranghöchsten in der Gesellschaft, dem sie vom Hausherrn mit einem Spruch überreicht wird. Der Anfang zum Trunk erfordert abermals ein Zeichen, und dann nippen alle gleichzeitig von den Schalen, wobei sie sich tief verbeugen.
Nach der Erledigung dieses Geschäftes fordert der Hausherr seine Gäste auf, die Fächer zu ergreifen und nun erst beginnt die Konversation, welche sich mindestens durch zwei Stunden über alle möglichen gleichgültigen Themen erstreckt.
Erst unmittelbar vor dem Aufbruch kommt der Besuchende auf sein Anliegen zu sprechen.
Alle diese Zeremonien sind nicht einfach Umgangsformen, sondern uralte Überlieferungen.
Konfuzius bezeichnet die Zeremonien als ein Abbild der Tugenden, welche bestimmt sind die Tugenden zu erhalten.
Sie in Erinnerung zu bringen und in manchen Fällen als Ersatz an deren Stelle treten zu lassen.
Daher rührt auch der höfliche und zeremoniöse Verkehr unter dem Landvolk, von dem man in Europa selten etwas verspürt.
Im allgemeinen ist der chinesische Salon eine Stätte gräulicher Öde. Dem Europäer ist er bisher völlig unbekannt gewesen. Ein intimerer Verkehr gehört auch heute noch zu den seltenen Ausnahmen.
Offizielle Empfänge, denen sich beispielsweise die Würdenträger und Leute von Rang und Ansehen nicht entziehen können, gehören eigentlich nicht hier her.
Sie unterscheiden sich in der Form und dem Vorgang nach wesentlich von den intimen Empfängen, wenn die bezopften Söhne des himmlischen Reiches unter sich sind.
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