Sonntag, 29. Juli 2012

Wie war das mit der chinesischen Briefbeförderung

In China sind allgemein gültige Posteinrichtungen um das Jahr 1900 unbekannt.
Es gibt keine Personenposten, wenn es auch vorkommt, dass ab und zu von einem der zahlreichen, auf den großen Strömen und Kanälen verkehrenden Postbooten, welche nur der Briefpost und Pakete befördern, ein "blinder Passagier" mit genommen wird. Die Posteinrichtungen dienen lediglich, Staatszwecken, nach dem Muster der alten Kulturstaaten des Orients. Das Institut der reitenden Postboten hat nirgends sonst ähnlichen Umfang wie im Reiche der Mitte. 
Die berittenen Kuriere, Tschai-Kwan, genannt, stehen ausschließlich im Dienste der Regierung.  Die kaiserliche Zentralpost in Peking verfügte bis 1900 über 500 Kurierpferde. Die Strecken, welche die Eilboten zurück legen, sind, der Größe des Reiches entsprechend, ungeheuer.
Die Längste davon misst 3000 km. 
Auch die Fußboten der kaiserlichen Zentralpost bewältigen ganz unglaublich lange Strecken. Sie führen deshalb den bezeichnenden Namen"Starke Männer", "tausend-li-Pferd", wobei ein Li ein halber km ist. Sie rekrutieren nur Männer mit außerordentlicher Körperkraft, welche mit Poststücken bis 40 kg und mehr beladen, ihren Weg laufend zurück legen, unbekümmert ob Hitze oder Kälte, bei Tag und bei Nacht.
Die Körperstärke der Postboten erfüllt außerdem noch den Zweck, sich bei räuberischen Überfällen der Strolche erwähren zu können.  Nebenbei müssen die "Starken Männer" auch gegen Geister gefeit sein. China ist das klassische Land der Gespensterfurcht, weshalb Reisen bei Nacht unerhört sind und die Postboten geübt werden, den Dämonen zu trotzen. 
Nach dem Muster der Staatspost arbeiten auch Privatposten, welche durch die Bedürfnisse des Handels ins Leben traten und vornehmlich von den kaufmännischen Gilden und den Städteverwaltungen unterhalten werden.  Sicher fehlt den Privatposten die Autorität, welche der Regierungspost zukommt. Die Privatposten scheuen sich nicht, den Wegelageren und anderem Gesindel, Geldspenden zu überlassen um ihren Botengang fort setzen zu können.
Der pedantische Chinese, dem es sehr am Herzen liegt, dass seine Briefschaften das Ziel erreichen, bekundet eine ans Groteske grenzende Genauigkeit in der Adressierung. 

  

2 Kommentare:

  1. Vielen Dank,
    es freut mich wenn mein Blog gefällt.
    Liebe Grüße

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